14.01.2019

Kunststoff-Recycling braucht ein glasklares Konzept

Das Interview mit den Gründern Gisbert Schulte-Bücker und Martin Brinkschmidt – Geschäftsführende Gesellschafter der energenta Gruppe

„Unser Engagement bekommt eine zunehmende Dynamik,“ erklärt Gisbert Schulte-Bücker.

Woran liegt das?

„Die Rohstoffe, aus denen Kunststoffe heute hergestellt werden, sind endlich. Insbesondere der Rohstoff Nummer 1 – Erdöl,“ erläutert Gisbert Schulte-Bücker. „Wenn diese Ressourcen immer knapper werden, steigt der Preis und es wird immer schwieriger, bezahlbare Produkte herzustellen. Deshalb ist eine Ausweitung des Kunststoff-Recyclings und eine Rückführung in Produktionsprozesse schon aus rein wirtschaftlichen Gesichtspunkten eine absolute Notwendigkeit.“

Und der Umweltaspekt?

„Ist mindestens genauso hoch zu bewerten. Die Stärken von Kunststoff als besonders flexibles und widerstandsfähiges Gebrauchsmaterial werden immer dann kritisch, wenn unbedacht entsorgt wird. Denn Kunststoff braucht zum Teil mehrere Hundert Jahre bis er verrottet. Viele der Prozesse, die er dabei unkontrolliert durchläuft, wie die Zersetzung zu Mikroplastik, werden zu Recht heute in breiter Öffentlichkeit problematisiert,“ antwortet Martin Brinkschmidt.

Welches Recycling-Konzept verfolgt die energenta Gruppe?

„Wir sind mit unserer Ausrichtung, sowohl die stoffliche als auch thermische Verwertung anzubieten, ziemlich einzigartig. So geht in unseren Verwertungsprozessen nicht ein einziges Kilo Kunststoff verloren.
Das ist nicht nur besonders ressourcenschonend, sondern auch besonders wirtschaftlich. Denn Aktionäre und Endverbraucher achten zunehmend darauf, wie Unternehmen ihrer ökologischen Verantwortung gerecht werden. Das kann direkte Einflüsse auf Umsätze und Aktienkurse haben. Deshalb entwickeln wir maßgeschneiderte Konzepte, dazu gehört dann auch eine leistungsfähige Logistik, die regelmäßige Schulung der Mitarbeiter und dauerhafte Qualitätskontrollen,“ führt Brinkschmidt aus.

Welche Herausforderungen stellen sich beim Kunststoff-Recycling?

„Grundsätzlich geht es zunächst darum, die Kunststoffe, die bei uns angeliefert werden, qualitativ und quantitativ zu bewerten, um zu entscheiden, ob sie stofflich oder thermisch verwertet werden können. Die idealste Form ist immer der sortenreine Zustand, der dann nur in eine verarbeitungsfähige Form gebracht werden muss. Die Sortenreinheit liegt aber nicht immer vor, sodass wir Kunststoff-Mischungen erst wieder in einzelne Sorten trennen müssen. Dafür haben wir eigene Verfahren. Wie das Schwimm-Sink-Verfahren oder die elektrostatische Trennung, manchmal ist es sogar noch die gute, alte Handarbeit. So wird dann aus dem alten Gehäuse einer Kaffeemaschine oder dem aussortierten Formteil der Automobilindustrie beispielsweise ein neues Telefon oder ein neues Gehäuse,“ zeigt Schulte-Bücker die Möglichkeiten auf.

Sie sind also Recycler und Wertstoffhändler.

„Richtig. Wir verkaufen die zurück gewonnenen Wertstoffe an produzierende Unternehmen. Und wir kaufen auch Wertstoffe an. Zum Beispiel Mahlgut-Mischungen, die wir mit unserem Knowhow wieder in sortenreines Material verwandeln. Da wir eine nationale und internationale Kundenstruktur haben, wissen wir genau,
wer, wo, welches Material entsorgen möchte oder benötigt, “ erläutert Gisbert Schulte-Bücker

Wie sehen Sie die Zukunft des Kunststoff-Recyclings?

„In einer noch konsequenteren Kreislaufwirtschaft mit noch mehr Möglichkeiten des Kunststoff-Recyclings. Daran arbeiten wir. Jeden Tag. Und aus Überzeugung, “ schließt Martin Brinkschmidt.